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Ein Tisch, an dem Ur-Oma und Ur-Opa schon gesessen haben könnten, dazu knallbunte Stühle aus den 1970er Jahren, ein Nierentischchen und ein Bauernschrank: das passt doch gar nicht zusammen? Doch! Gekonnt gemixt entsteht aus der Kombination unterschiedlicher Designs ein besonderer Einrichtungstil – auch eklektizistischer Stil genannt.

Der eklektizistischen Stil ist eine Collage aus Stilrichtungen, Materialien, Designs und Einrichtungslösungen. Der Wahnsinn hat Methode, auch wenn man auf den ersten Blick glauben mag, dass dieser Einrichtungsstil alles dem Zufall überlässt.

Hinter der Entstehung und Verbreitung des eklektizistischen Stils steht der talentierte Innenarchitekt William C. Pahlmann. Seine Visionen im Bereich Raumausstattung setzte er in Wohnhäusern und Apartments um, aber auch in öffentlichen Gebäuden, wie Büros, Restaurants, Geschäften und Universitäten. Pahlmann brach in mutiger Weise mit den geltenden Raumgestaltungsgrundsätzen und wagte es, miteinander zu verbinden, was bisher als kategorisch untersagt galt. In einem Raum kombinierte er Möbel aus verschiedenen Epochen und Ländern. Er setzte mutige, miteinander kontrastierende Farbakzente, vermischte Designs und krönte dieses Ensembles mit Elementen, die den persönlichen Geschmack des Nutzers des Zimmers widerspiegeln.

Eklektizismus, oder in anderen Worten: Mischmasch mit System

Entgegen der landläufigen Meinung ist der eklektizistische Stil nicht das Ergebnis zufälliger, impulsiver Handlungen. Um die Einrichtung praktisch, funktional und nützlich zu gestalten – und darum ging es Pahlmann – muss jedes Element, das im Raum platziert wird, durchdacht sein. Dass viele Möbel und Accessoires im Zimmer landen, heißt keinesfalls, dass der Raum zugestellt werden soll. Das Ensemble muss ganz besonders für uns Nutzer Platz bieten. Bevor also ein neues Möbelstück oder Accessoire in den Raum gestellt wird, muss zunächst überlegt werden, ob genügend Platz dafür vorhanden ist. Besonders wichtig ist auch, dass unsere Einrichtung harmonisch wirkt.

Ihr fragt Euch, wie das gehen soll, wenn im selben Zimmer Möbel im Stil von Ludwig XV. neben einem grell überzogenen Sofa, einer Industrielampe an der Decke und modernen Gemälden an der Wand stehen. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein Element, das all dies zu einem harmonischen Ganzen verbindet. Dabei kann es sich um eine Farbe, ein sich wiederholendes Design oder einen Materialtyp handeln, oder sogar um uns selbst. Was das bedeutet? Der Raum sollte den Geschmack und die Persönlichkeit des Nutzers widerspiegeln. Wenn also jedes Möbelstück, jedes Gerät und jeder Deko-Akzent eine Geschichte erzählt oder mit einem wichtigen Ereignis bzw. einer Erinnerung verbunden ist, dann genügt das völlig, damit das Gesamtwerk für uns perfekt wirkt.

Einrichtung mit Sorge fürs Detail

Ein wichtiges Merkmal einer solchen Einrichtung ist auch, dass sie einen sogenannten focal point aufweist, d.h. einen Blickfang. Eine solche Dominante organisiert den Raum, verleiht ihm einen Rhythmus und sorgt dafür, dass das Zimmer viel besser wirkt. Was ist für diese Rolle geeignet? Das hängt von unserem Einfallsreichtum ab. Ein tolles Geweih, ein Ohrensessel mit gemustertem Überzug, eine Fototapete in viktorianischer Ästhetik oder im Geiste des mid-century modern style, oder auch ein türkischer Fransenteppich.

Dabei solltet Ihr Euch auf eine Dominante beschränken. Allerdings ist im Raum durchaus Platz für weitere Accessoires und Deko-Elemente, dank derer das Ensemble einen individuellen Charakter erhält und gemütlicher wirkt. Dabei sind die Möglichkeiten so gut wie unbegrenzt. Auf den Regalen können Keramikfiguren oder Holzstatuetten im Ethno-Stil aufgestellt werden. Ihr könnt auch einen Besuch auf dem Flohmarkt einplanen und alte Leuchter, Zuckerdosen oder einen modernistischen Couchtisch erwerben, der als Möbelstück und Zierde gleichermaßen dient. Was die Wände betrifft, lohnt es sich, auf ein effektheischendes Plakat zu setzen (mit Film- oder Theatermotiv), oder sich für den Kauf großformatiger Bilder zu entscheiden. Geometrische Abstraktionen in grellen Farbtönen erweisen sich hier als Volltreffer.

So setzt Du den Eklektizismus in Deinem Zuhause um

Besonders effektvoll wird das Ganze, wenn Ihr nicht nur das Wohnzimmer in diesem Stil einrichtet, sondern auch das Schlafzimmer und die Küche. Wenn wir die ganze Wohnung dem Eklektizismus überlassen, zeigt sich dieser in seiner ganzen Klasse. Im Schlafzimmer könnt Ihr Euch auf Accessoires beschränken, wenn Ihr Eure vorhandenen Möbel nicht austauschen möchtet. Legt einen gemusterten Perserteppich oder ein Fellimitat auf dem Boden aus. Das passt toll zu Antiquitäten. Falls Ihr moderne Möbel besitzt, sorgt diese Lösung für einen originellen Kontrast. An der Wand könnt Ihr mit Familienfotos eine so genannte Gallery Wall schaffen. Wählt Fotos in verschiedenen Formaten und rahmt sie komplett unterschiedlich ein – hier eigenen sich Metall- und Holzrahmen, minimalistische Rahmen oder Rahmen im Barockstil und mit Goldrand. Eine interessante Ergänzung stellt ein gemusterter Überwurf dar, der ein anderes Design als der Perserteppich zeigt, sowie ein über dem Kopfteil des Betts aufgehängter Spiegel oder ein Gemälde. Unser Vorschlag ist ein abstraktes Bild, das an die Werke von Jackson Pollock anknüpft.

Wie könnt Ihr Eure Küche im eklektizistischen Stil umgestalten? Das hängt von der Ausgangssituation ab. Im Falle von Holzschränken eignet sich ein modernes Element in Form eines Plastiktischs mit ausdrucksvoller Farbe sowie im selben Farbton gehaltene oder transparente Stühle. Dazu passt ein Kühlschrank im Retro-Stil, der an die 1960er Jahre anknüpft. Falls Ihr bei der Einrichtung jedoch ursprünglich auf moderne Geräte und industrielle Ästhetik gesetzt habt, sind ein alter Holzstuhl, volkstümliche Ornamente z.B. in Form von Wandplakaten und Porzellangefäßen im Apothekenstil eine tolle Idee. Habt keine Angst vor einer Stilmischung. Sollte es Deiner Phantasie entsprechen, kannst Du sogar einen gläsernen Kronleuchter in der Küche aufhängen, falls die Deckenhöhe dies zulässt.

Da der eklektizistische Stil sich weder leicht kategorisieren noch in starre Rahmen stecken lässt, wirkt er so anziehend und spannend. Dieser stilistische Mischmasch eröffnet Dir unendlich viele Einrichtungsoptionen. Das Wichtigste aber ist, bei der Komposition der Elemente ausschließlich Dinge zu wählen, die Dich überzeugen und Dir gefallen.

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